Digitaler Euro

Die Europäische Zentralbank (EZB) untersucht seit Ende 2021 das Design und die mögliche Umsetzung eines „digitalen Euro“ in einem auf zwei Jahre angelegten Projekt. Als Grundlage für eine Entscheidung zum digitalen Euro soll im dritten Quartal 2023 ein umsetzungsfähiges Konzept durch die Zentralbank vorgestellt werden. Die EZB favorisiert weiterhin ein kontobasiertes Zentralbankgeld für Verbraucher und Unternehmen.

Ein digitaler Euro kann die Währungsstabilität im globalen Wettbewerb unterstützen, birgt aber auch Risiken. Negative wirtschaftliche Folgen können insbesondere dann eintreten, wenn Kreditinstitute infolge einer Verlagerung von bestehenden Kundeneinlagen in digitales Zentralbankgeld bei der Kreditvergabe eingeschränkt werden.

Eine zeitnahe und umfassende Analyse der möglichen Wirkungen disruptiver Effekte auf die Kreditwirtschaft durch die EZB sind auch vor dem Hintergrund der ambitionierten Zeitplanung der EZB und einem für das zweite Quartal 2023 geplanten Verordnungsentwurf der EU-Kommission mit Rahmenbedingungen für den digitalen Euro weiterhin unabdingbar.

Die Industrie fragt gezielt nach digitalen bzw. Token-basierten Bezahlmöglichkeiten, die sich uneingeschränkt in deren bestehende DLT-Infrastrukturen und -prozesse integrieren lassen. Dazu wird vonseiten der Kreditwirtschaft das Konzept eines tokenisierten Geschäftsbankengelds vorangetrieben.

Unsere Positionen

Wir sprechen uns für den Erhalt des zweistufigen Geldund Bankensystems aus Zentralbank- und Giralgeld aus, das ein Pfeiler für den wirtschaftlichen Erfolg Europas ist. Daher muss der direkte Zugang zu Zentralbankgeld auf Zentral- und Geschäftsbanken beschränkt bleiben. Ein digitaler Euro kann einen sogenannten Bank-Run beflügeln, bei dem Verbraucher und Unternehmen in einer Krise Liquidität von Geschäftsbanken in Zentralbankgeld transferieren. Dies würde u. a. eine Verknappung des Kreditangebots und in der Folge eine Verschlechterung der Refinanzierungsmöglichkeiten für Kreditnehmer bedeuten.

Wir erachten es als unabdingbar, dass die EZB die disruptiven Effekte eines digitalen Euros umfassend analysiert, und fordern, dass die EZB unter Einbeziehung der Kreditwirtschaft umgehend mit dieser Analyse beginnt. Dabei müssen insbesondere die Risiken berücksichtigt werden, die die europäische Wirtschaft negativ beeinflussen können.

 

Wir sehen eine strikte Einhaltung des bestehenden geldpolitischen Mandats als oberstes Gebot. Politik und EZB sind aus unserer Sicht gefordert, Rahmenbedingungen für den digitalen Euro zu schaffen und Innovationen im Finanzmarkt zu ermöglichen, anstatt diese zu begrenzen. In der neuen Infrastruktur müssen Zahlungsdienstleister sowohl selbst Wallets als auch eigene Dienste frei am Markt anbieten können.