- Weltwirtschaft unter dem Eindruck des US-Zollstreits
- Deutschland mit Anzeichen einer konjunkturellen Wende
- EZB vor Ende des Zinssenkungszyklus – Kapitalmarktzinsen mit leichtem Aufwärtspotenzial
Frankfurt a.M. – Die Weltwirtschaft steht im Sommer 2025 im Spannungsfeld geopolitischer Krisen und anhaltender Handelskonflikte. Durch die erratische US-Zollpolitik besteht weiterhin ein Rezessionsrisiko, gleichzeitig bleiben Sorgen vor einem Anstieg der Inflation bestehen. Die globalen Unsicherheiten sorgen weiter für Volatilität an den Märkten. Dieses Bild prägte die Einschätzung der Kapitalmarktexperten Manfred Bucher (BayernLB), Michael Klawitter (DekaBank), Birgit Henseler (DZ BANK AG), Ulf Krauss (Helaba), Dr. Jens-Oliver Niklasch (LBBW) und Christian Lips (NORD/LB), die am Mittwoch bei einem Pressegespräch des Bundesverbands Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) einen Ausblick auf die weitere Entwicklung von Konjunktur und Finanzmärkten gaben.
Globale Wirtschaft: Handelspolitik bleibt zentraler Unsicherheitsfaktor
Die USA kämpfen mit den Folgen ihrer eigenen Zollpolitik: Nach einem schwachen Jahresauftakt erwarten die Experten für 2025 ein US-Wachstum von etwa 1 bis 1,5 %, begleitet von einer anhaltend hohen Inflation. Die Fed dürfte die Geldpolitik trotz des von US-Präsident Trump ausgehenden Drucks nur vorsichtig lockern. Der Euroraum profitiert von fiskalischen Impulsen und einer verbesserten Konjunkturstimmung, so dass dort für 2025 ein Wachstum von 0,6 bis 1,2 % prognostiziert wird.
Deutschland: Hoffnung auf nachhaltige Erholung
Deutschland zeigt sich erstmals seit längerer Zeit konjunkturell etwas stabiler. Positive BIP-Daten (Q1: +0,4 %), fiskalische Impulse und die Zinssenkungen der EZB haben das Potenzial, die Wirtschaft zu stimulieren. Entsprechend hellte sich die Unternehmensstimmung zuletzt etwas auf. Eine Überwindung der langjährigen Stagnationsphase rückt damit in greifbare Nähe. Dennoch bleiben Abwärtsrisiken: die ungelösten Handelskonflikte, die jüngsten kriegerischen Auseinandersetzungen in Nahost sowie Unsicherheiten in der Haushalts- und Rentenpolitik. Insgesamt erwarten die VÖB-Experten für das Jahr 2025 noch weitgehend Stagnation, während für 2026 ein BIP-Wachstum zwischen 1,0 und 1,5 Prozent gesehen wird.
Geld- und Zinspolitik: EZB am Ende des Lockerungskurses
Die EZB hat mit der jüngsten Senkung des Einlagesatzes auf 2,0 % ihre Lockerungspolitik weitgehend abgeschlossen. Für die Juli-Sitzung sieht alles nach einer geldpolitischen Pause aus. Die EZB befindet sich nun im Modus der Feinsteuerung am Ende des Zinssenkungszyklus. Die VÖB-Analysten erwarten höchstens noch eine weitere moderate Senkung im zweiten Halbjahr. Das Augenmerk der EZB liegt vor allem auf möglichen geopolitisch bedingten Inflationsrisiken und den konjunkturellen Auswirkungen des Handelsstreits.
Kapitalmärkte: Renditen steigen moderat, Volatilität bleibt hoch
Die Eskalation im Nahen Osten hat an den Rentenmärkten bislang nicht zu einem Safe-Haven-Effekt mit sinkenden Renditen geführt. Dem standen Sorgen vor einer Verteuerung der Rohölpreise entgegen. Die VÖB-Kapitalmarktexperten erwarten, dass die Bundrenditen auf Sicht von zwölf Monaten auf bis zu 3,0 % steigen, getrieben durch eine Ausweitung der Staatsverschuldung und die Kopplung an US-Treasury-Renditen. Die anhaltende Unsicherheit über US-Zölle und geopolitische Krisen dürften kurzfristig zu Schwankungen an den Märkten führen.
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