Europa steht vor enormen wirtschaftlichen Herausforderungen. Die ökologische und digitale Transformation erfordert gewaltige Investitionen, und gerade kleine und mittlere Unternehmen sind auf verlässliche Finanzierung angewiesen. Banken spielen dabei eine zentrale Rolle – doch ihre Möglichkeiten, neue Kredite zu vergeben, stoßen an regulatorische Grenzen.
Verbriefungen können helfen, diesen Engpass zu lösen. Mit ihnen werden Forderungen an Investoren übertragen, die – je nach Rang – unterschiedlich großen Risiken ausgesetzt sind. Banken schaffen durch die Verbriefung eigener Forderungen Platz auf ihren Bilanzen, um zusätzliche Kredite zu vergeben. Darüber hinaus können sie Forderungen von Unternehmen ankaufen und diesen so direkt Liquidität bereitstellen. Für viele Mittelständler ist das eine wichtige Finanzierungsquelle, die Wachstum und Innovation ermöglicht.
Umso problematischer ist, dass der Gesetzgebungsvorschlag der EU-Kommission vom Juni 2025 genau diese Art der Unternehmensfinanzierung künftig stärker belasten würde. Die geplanten höheren Eigenkapitalanforderungen – insbesondere für den Ankauf von Unternehmensforderungen über ABCP-Programme – verteuern diese Transaktionen deutlich und mindern so die Attraktivität dieses Instruments. Damit droht eine zusätzliche Hürde für die Mittelstandsfinanzierung in Europa.
Hier besteht dringender Korrekturbedarf. Die Kapitalanforderungen für diese wichtige Form der Unternehmensfinanzierung dürfen nicht nur nicht steigen – notwendig sind spürbare Entlastungen. Dies gilt sowohl für ABCP-Programme als auch für den direkten Ankauf von Unternehmensforderungen. Nur mit einer risikogerechten Regulierung kann das volle Potenzial von Verbriefungen für die Finanzierung der Transformation ausgeschöpft werden.
Die dänische Ratspräsidentschaft möchte die Beratungen über den Kommissionsvorschlag bereits Ende des Jahres mit einer „Allgemeinen Ausrichtung“ abschließen. Im Europäischen Parlament hingegen steht die Arbeit noch am Anfang: Der Berichtsentwurf des Berichterstatters Ralf Seekatz (CDU) wird Mitte Dezember erwartet.
Bis dahin gilt es, die Weichen richtig zu stellen – für eine Regulierung, die Wachstum ermöglicht statt hemmt.